Das Leben ist schön

Schottland 2014 – Staffa und Puffins auf den Treshnish Isles

Puffins und wir – gestern morgen um halb 7 waren wir der Ansicht, dass das mit uns nie mehr was wird. Da unsere letzte Tour am Sonntag ja gecancelt wurde (bzw. eine andere gleichen Namens und wir sie deshalb trotzdem nicht machen konnte), hatte Markus uns für gestern für eine weitere Tour zu Iona, Treshnish Isles und Staffa eingebucht. Der große Nachteil: Die Tour beginnt um 7:50, zwanzig Minuten früher sollte man da sein, 3 Stunden Fahrt bis Oban – hieß für uns um 4 Uhr aufstehen. Und das im Urlaub, uff. Vor Aufregung hab ich sowieso nicht geschlafen, kurz nach 4 fuhren wir los. Ein Stück hinter Drumnadrochit der erste große Schreck. Ein großer Hirsch sprang direkt vor uns auf die Straße – Vollbremsung. Nichts passiert – aber ich war wach.

Da um diese Zeit auf der Straße noch nicht viel los war, kamen wir superpünktlich in Oban an, halb 7 ca. waren wir da und hatten nun noch eine gute Stunde Zeit bis zum Boarding auf die Fähre, die uns nach Mull übersetzen sollte. Wir tranken einen schrecklichen Automatenkaffee, wanderten ein bisschen durch das Terminal – und dann sah Markus auf dem Zettel der heutigen Tour einen breiten Streifen Papier quer rüber: Tour gecancelt für heute. Nee, oder? Neee…. das gibts doch nicht. Wir hatten, nachdem die erste Tour gecancelt war, noch mal deutlichst darauf hingewiesen, uns auf jeden Fall anzurufen oder eine Mail zu schreiben, wenn die Tour abgesagt wird, und hier standen wir nun. Markus rauchte und spieh Feuer, die armen Angestellten. Zu groß war unsere Enttäuschung, wir waren auch nicht mit einer Rückbuchung des Ticketpreises einverstanden, wir wollten Puffins sehen! Wir sollten warten bis 8 Uhr, wenn jemand vom Veranstalter kam. Der kam dann auch schon um halb 8 und hatte zum Glück (für ihn) einen Ausweg für uns. Wir könnten an einer Tour von Turus Mara teilnehmen. Die geht nicht auf die Insel Iona, fängt später an und fährt eine andere Route, geht aber auf die Treshnish Isles (mit Aufenthalt auf Lunga, wo die Kolonien der Puffins sind) und nach Staffa zu Fingal’s Cave.

Die würde dann erst um 9:50 beginnen, wir hatten also noch viel viel Zeit übrig. Was tun? Wir liefen ein bisschen durch Oban und suchten uns ein Hotel, wo wir wenigstens ein Frühstück zu uns nehmen konnten. Jetzt wissen wir auch wieder noch ein bisschen mehr das Frühstück bei André zu schätzen 😉

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Irgendwie brachten wir die Zeit dann doch rum, konnten um halb 10 auf die Fähre gehen und kamen pünktlich auf Mull an, unser kleiner Reisebus, der uns auf die andere Seite der Insel bringen sollte, stand ebenfalls schon da.

Die Fahrt dauerte rund 40 Minuten, und dann sollten wir uns einem kleinen Boot anvertrauen, das aufs offene Meer fahren wollte. Urgs… ich hatte vorgesorgt und am frühen Morgen schon eine Reisetablette genommen, und das war auch wirklich vernünftig, auch wenn die mich immer ein bisschen matschig im Kopf machen. Aber keine Seekrankheit! Der Wellengang war echt heftig, das Boot schaukelte seitlich mitunter 1,5m hoch und runter, mir wurde Angst und Bange. Aber keine Seekrankheit!

Während der Fahrt unterhielt uns der Bootsführer immer mal wieder, fuhr nah an kleine unbewohnte Inseln, wenn dort Robben zu sehen waren und irgendwann kam Lunga in Sicht. Lunga ist eine kleine unbewohnte Insel und gehört zu der Gruppe der Treshnish Isles. Unbewohnt? Nicht ganz. Die Inselgruppe ist Heimat vieler verschiedener Seevögel. Sogar kleine Hasen haben wir gesehen. Kleinere Kormorane und Möwen in großer Vielfalt. Und Puffins! Papageientaucher werden sie auf Deutsch genannt (wobei mir der englische Name eindeutig besser gefällt, denn sie sehen aus wie man sich Puffins vorstellt). Als wir vor der Insel ankamen, sagte uns der Bootsführer, wir sollten erst mal nach oben klettern, die Insel erkunden und dann langsam wieder runterkommen. Und irgendwann würden wir auch die Puffins sehen, die recht zahm sind und gern Studien des Homo Sapiens betreiben *lol*

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Markus zog mich gleich mit fort und wir erklommen die Insel. Fast ganz oben war ich – keine Puffins weit und breit. Ooohhh…. ich wollte wieder runter, meine Laune war im Keller. Da der Weg hoch ziemlich kompliziert war über Felsen gekraxelt, suchten wir uns für den Abstieg einen leichteren Weg. Und dann war er da auf einmal, unser erster Puffin.

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Kurz kam er aus seinem Loch gekrochen, schaute sich um und verschwand wieder. Und als wir den Weg weitergingen, sahen wir dann auf einmal das Zuhause dieser wundervollen Vögel. Lauter kleine Erdlöcher, wo immer wieder ein Köpfchen rauskam und dann der kleine Vogel hinterher. Sie waren überhaupt nicht scheu, bis auf einen Meter konnte man gut an sie rangehen, bevor sie dann sich doch wieder in ihr Loch verzogen.

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Ganz stolz saßen sie da, die Herren der Insel. Und auf einmal, zack zack rein ins Löchlein. Herzallerliebst.

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Ich konnte mich kaum entscheiden, welche Bilder ich Euch zeigen sollte. Markus hat über 300 gemacht, eine kleinere Auswahl davon kommt jetzt völlig unkommentiert. Genießt die Show!

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Über eine Stunde saßen und lagen wir in dem weichen Gras direkt bei den Vögeln und beobachteten sie. So süß und knuffig. Und was hatten wir ein Glück mit dem Wetter. Strahlender Sonnenschein, wenn auch natürlich draußen auf dem Ozean sehr sehr windig.

Wir hatten einen Aufenthalt von 2 Stunden auf Lunga und dann mussten wir uns von diesen süßen Tieren verabschieden. Ein letzter Blick nach oben, dann gings wieder aufs Boot zurück.

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Staffa war das zweite Ziel auf dieser Tour. Staffa ist eine ganz kleine Insel aus dunklem Basaltgestein, das hier in 6eckiger Form vorliegt, was bizarre Landschaften bildet. Schon von weitem erkennt man die Basaltsäulen, und an einer Stelle hat sich hier eine Höhle geformt, Fingal’s Cave, die den Musiker Felix Mendelssohn so stark beeindruckt hat, dass er diesem Naturwunder eine Konzertovertüre widmete.

Begleitet von Mendelssohns Musik fuhren wir mit dem Boot in die Höhle ein, bevor wir dann an einer anderen Seite anlegten und die Höhle auch noch mal zu Fuß begehen konnten. Der Weg dorthin war, ich nenne es mal, touristisch erschlossen. Geländer waren angebracht und über Treppen konnte man dann auch auf die relativ flache Insel hochsteigen.

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Auch kleinere Inseln drumherum tragen das gleiche Muster wie Staffa.

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Wir ließen es uns nicht nehmen, in die Höhle reinzugehen, obwohl sowas für Menschen mit Höhenangst durchaus eine Herausforderung sein kann – wirklich gefährlich war es aber nicht.

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Auf Staffa soll es auch noch ein paar Puffins geben, die wir aber auch oben nicht mehr gefunden haben. Aber wir waren von Lunga so beseelt, dass uns das nichts ausgemacht hat. Der Wind blies heftig, als wir oben angekommen waren, aber wir genossen die Landschaft und gingen oben ein bisschen spazieren. Man kann die Insel, wenn man oben ist, komplett umrunden auf ausgetretenen Pfaden, da wir aber insgesamt nur eine Stunde Aufenthalt hatten, sind wir nur halb rum und dann wieder zurück auf das Boot. Ein letzter Blick zurück, dann ging es durch das aufgewühlte Meer zurück nach Mull. Ich hatte mein Level an Reisetabletten noch mal aufgestockt und so ging es auch auf dem Rückweg ohne Übelkeit ab.

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Zurück auf Mull fuhren wir wieder mit unserem kleinen Bus zur Anlegestelle der Fähre, wo wir erfuhren, dass die Fähre rund 45 Minuten Verspätung hatte. Ein wunderschöner Regenbogen war leider auch kein Trost, zumal wir ganz schön durchgefroren waren.

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Wir kamen um 20 vor 9 in Oban an, bis wir im Auto waren, war es 9 und dann hatten wir noch den Weg bis Drumnadrochit vor uns und noch nichts gegessen. Das holten wir in Fort William bei Mc Donalds nach und waren dann um halb 12 endlich wieder zu Hause – nicht ohne den weiteren Schreck eines großen Hirsches, der plötzlich auf die Straße zuhielt und eine Vollbremsung bedingte.

Und so lässt sich sagen, was für ein Glück, dass die Tour am regnerischen Sonntag abgesagt wurde und wir so gestern die Puffins bei schönstem Wetter genießen konnten. Der lange und anstrengende Tag hat sich wirklich gelohnt.

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